Reihe Subjektivität und Postmoderne

Die Reihe Subjektivität und Postmoderne bietet ein Forum für avancierte Arbeiten über psychologische Phänomene der »Postmoderne«. Dabei werden sowohl theoretische Arbeiten vorgestellt, als auch Arbeiten, die auf der Grundlage empirischer Untersuchungen einen Beitrag zur theoretischen Reflexion leisten.

In theoretischer Perspektive wird eine Rezeption poststrukturalistischer Positionen in den Diskurs der Psychologie vorgeschlagen. Die Gegenstände des psychologischen Diskurses existieren nicht unabhängig von diesem. Unser Fühlen und Denken, unser Wahrnehmen und Begehren, unsere Angst, unsere Trauer, unsere Freude, unsere Leidenschaft, unser Handeln, selbst unser Ich, kurz das Psychische wird durch unsere Rede darüber nicht nur geformt, sondern konstituiert.

Das Paradigma der Empirie ist deshalb das der »qualitativen« Forschung: die narrative Rekonstruktion der Geschichte von Subjekten im Rahmen der Beziehung zwischen Forscher und befragtem – sich selbst – befragendem Subjekt.

Die Situation der »Postmoderne« ist dadurch gekennzeichnet, dass dem Subjekt für diese Rekonstruktion kein verbindlicher Rahmen mehr zur Verfügung steht, wie ihn die alten Meta-Erzählungen noch geliefert hatten: jene der Wissenschaft, Religion, Philosophie, Kunst, Politik usw. Sie sind als Fiktionen durchschaut, beliebig geworden. Sie tragen die Erzählung der Geschichte des Subjekts nicht mehr.

Aber es werden immer wieder neue erfunden (Baudrillard). Unsere Erzählungen sind voll davon: Gespräche über den letzten Film, das neueste Buch, die ultimativen Events. Sie verbergen die Sehnsucht nach der Geschichte, in der wir eine Rolle spielen, unserer Geschichte und verleugnen zugleich die Angst vor ihr.

Die Arbeiten dieser Reihe versuchen, diese Situation des Subjekts in ihren konkreten Äußerungsformen nachzuzeichnen und damit zugleich in die allgemeinere Diskussion einzubringen.

Die Arbeiten der Reihe Subjektivität und Postmoderne sind im Psychosozialverlag erschienen.

 

Veröffentlichungen in der Reihe Subjektivität und Postmoderne

Lisa Schönberg (2007): „Erzählungen des Lebens“ – Das Individuum im kulturellen Diskurs (PDF)

Thomas Khurana (2002): Die Dispersion des Unbewussten. Drei Studien zu einem nicht-substantialistischen Konzept des Unbewussten: Freud – Lacan – Luhmann.

Barbara Kiesling (2002): „… einfach weg aus meinem Leben.“ Eine qualitative Studie über Frauen, die ihren Partner getötet haben.

Klaus-Jürgen Bruder (2003): „Die biographische Wahrheit ist nicht zu haben.“ Psychoanalyse und Biographieforschung.

Marita Ripke (2003): „… ich war gut gelaunt, immer ein bißchen witzig“ Eine qualitative Studie über Töchter alkoholkranker Eltern.

Karoline Tschuggnall (2004): Sprachspiele des Erinnerns. Lebensgeschichte, Gedächtnis und Kultur.

Matthias Rudlof (2005): Männlichkeit und Macht. Jugendsozialarbeiter und ihre gewaltbereite männliche Klientel.

Martin Dege, Till Grallert, Carmen Dege, Niklas Chimirri (Hg.) (2010): Können Marginalisierte (wieder)sprechen? Zum politischen Potential der Sozialwissenschaften.

Carmen Dege (2010): Die Lüge und das Politische. Freiheit und Sicherheit in der Präventionsgesellschaft.

Christoph Bialluch (2011): Das entfremdete Subjekt. Subversive psychoanalytische Denkanstöße bei Lacan und Derrida.

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Bernd Leuterer (Hg.) (2012): Macht Kontrolle Evidenz. Psychologische Praxis und Theorie in den gesellschaftlichen Veränderungen.

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Benjamin Lemke (Hg.) (2013): Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners.

Viktoria Bergschmidt (2014): Konstruktionen „verworfener“ Subjekte. Eine ethographisch-diskursanalytische Untersuchung am Beispiel von Drogenabhängigen ohne deutschen Pass

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Benjamin Lemke (Hg.) (2014): Machtwirkung und Glücksversprechen – Gewalt und Rationalität in Sozialisation und Bildungsprozessen.

Carina López Uribe (2015): Pädagogisches Wissen in Zeiten des Neoliberalismus. Zum politischen Modernisierungsdiskurs mexikanischer Bildungsprogramme

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Jörg Hein (Hg.) (2016): Krieg um die Köpfe. Der Diskurs der Verantwortungsübernahme – psychologische, sozialwissenschaftliche und medienkritische Betrachtungen.

Knuth Müller (2017): Im Auftrag der Firma. Begegnungen der Psychoanalytic Community mit US-amerikanischen Geheimdienstnetzwerken seit 1940: Geschichte und Folgen einer ungewöhnlichen Liaison.

Klaus-Jürgen Bruder und Christoph Bialluch (Hg.) (2017): Migration und Rassismus. Die Politik der Menschenfeindlichkeit.

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch und Jürgen Günther (Hg.) (2018): Gesellschaftliche Spaltungen. Zur Wahrnehmung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit in Politik und Gesellschaft.

Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Bernd Leuterer und Jürgen Günther (Hg.) (2019): Paralyse der Kritik – Gesellschaft ohne Opposition?