Seminar-Reihe: „Diskurs – Gespräch – Erzählung“
Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder
Fortlaufende mehrsemestrige Seminar-Reihe zu Theorien und Diskursen der Postmoderne.
Das weiterreichende Ziel dieser Einführung postmoderner Diskurse in den Raum der Psychologie ist es, eine Methodologie einer diskursiven-narrativen-parlativen Psychologie zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt stehen die postmodernen Infragestellungen des Konzepts von „Subjektivität“ einerseits, andererseits die – konstruktivistische – Position, daß Subjektivität eine diskursiv hergestellte ist (Bruder 1993).
Das Subjekt entwirft sich, verwirklicht sich im Sprechen.
Das bietet zugleich aber die Möglichkeit, dieses Sprechen zum Ausgangspunkt methodologischer Reflexion zu machen. Das psychoanalytische Gespräch, das Interview, das psychologische Experiment sind – jeweils verschiedene – Inszenierungen, in denen diese Entfaltung und Produktion von Subjektivität stattfindet – unter spezifischen experimentellen Bedingungen – und rekonstruierbar ist.
Für die methodologische Nutzbarmachung dieser Sichtweise müssen wir zum einen von der Tatsache ausgehen, daß dieses Sprechen immer in der Ambiguität spielt, immer eine / mehrere „jenseitige“ Dimension(en) mit sich führt: daß der Sprechende zum einen nicht „alles sagt, was ihm durch den Kopf geht“, zum anderen nicht alles „weiß, was er sagt“: Täuschung sowohl wie Selbst-Täuschung sind die Dimensionen eines jeden Gesprächs.
Zum zweiten müssen wir die Rolle des Gesprächspartners, des Analytikers, des Interviewers, des Versuchsleiters als eines „Ko-Produzenten“ des Gesprächs, der Selbstentwürfe des Subjekts berücksichtigen.
Bisherige Seminare:
SS 97: Diskurs – Gespräch – Erzählung (I):
Die Produktion von Subjektivität in der Postmoderne
SS 98: Diskurs – Gespräch – Erzählung (II):
Die Funktion des Sprechens in der Konstitution der Gegenstände des psychologischen Diskurses
SS 99: Diskurs – Gespräch – Erzählung (III):
Verrückte Diskurse
(durchgeführt mit Mitgliedern des „Lehrstuhls für Wahnsinn“ an der Freien Universität Berlin)
SS 00: Diskurs – Gespräch – Erzählung (IV):
Lüge – Verleugnung – Verdrängung. Die Funktion des täuschenden Signifikanten in der Produktion von Subjektivität.
SS 01: Diskurs – Gespräch – Erzählung (V):
Konstruktionen in der Psychoanalyse
Das Begehren des Analytikers
Diskurs – Gespräch – Erzählung (VI)
WS 01/02
„Das „Begehren des Analytikers“ – Thema vieler Therapie-Bücher: die „Verführung“. Die Verführung kann tatsächlich als konstitutiv für die Analyse bezeichnet werden – aber in welchem Sinne? Gibt es Sicherungen gegen den Mißbrauch der therapeutischen Situation? Diese Fragen werden seit einiger Zeit in der psychoanalytischen Diskussion gestellt.
Die Perspektive des Seminars soll zugleich den Blick auf andere professionelle Situationen eröffnen, in denen die „Beziehung“ eine konstitutive Rolle spielt, in denen „Beziehungsarbeit“ geleistet wird. Deshalb wendet sich das Seminar auch an Studierende außerhalb der Psychologie.
13.11. Anna O.
Vorbesprechung: Do 8.11.: im Raum JK 25/218, 17.15 Uhr
Breuer, Josef (1895) „Beobachtung I. Frl. Anna O…“, GW Nachtragsband, 221-243
Freud, S. Briefe (Verlobte)
31.10., 2.11., 4.11., 5.8.83
Ellenberger, Henri F. „The story of „Anna O.“: A critical review with new data“. J. Hist. Behav. Sc. 8, 1972, 267-79
Krutzenbichler, H.S. & Essers, H. (1991) Muß denn Liebe Sünde sein? Bad Berleburg/Göttingen: Kore, 11-34
Safouan, M. (1988): Die Übertragung und das Begehren des Analytikers. Würzburg 1997: Königshausen & Neumann, Kapitel 1
27.11. Irma-Traum
Vorbesprechung: Di 13.11.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Freud, S. (1896) Zur Ätiologie der Hysterie (GW I, 423-460)
Freud, S. (1900) Die Traumdeutung (GW II/III, 110-126), Irma-Traum
Anzieu, D. (1988) Freud`s Selbstanalyse. München: Verlag Internationale Psychoanalyse, Bd. 1, II, 17-82
Freud, S. (1914): Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung. GW X, 43-114
Freud, S. Briefe (Zweig)
2.6.32
11.12. Dora
Vorbesprechung: Di 27.11.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Freud, S. (1905) Bruchstück einer Hysterie-Analyse (GW V, 161-286)
Freud, Brief an Martha, 20.12.83,
Krutzenbichler, H.S. & Essers, H. (1991) Muß denn Liebe Sünde sein? Bad Berleburg/Göttingen: Kore, 35-44
Willis, Sharon: A symptomatic narrative, Diacritics 13 Spring 1983, 46-60
Lacan, Seminar 3, 191-203
Hertz, Dora´s secrets, Freuds techniques, Diacritics 13, Spring 1983, 65-76
Safouan, Kapitel 2, 17-27
8.1.2002
Vorbesprechung: Di 11.12.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Freud, S. (1895): Studien über Hysterie (GW I: 75-312)
Freud, S. (1912): Zur Dynamik der Übertragung (GW VIII, 363-374)
Freud, S. (1915) Bemerkungen über die Übertragungsliebe (GW X, 305-322)
Freud, S. (1914): Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten (GW X, 125-136)
Freud, S. (1921): Massenpsychologie und Ich-Analyse (GW XIII, 71-162)
Freud, S. (1938): Abriß der Psychoanalyse (GW XVII, 63-138)
Safouan, Kapitel II, IV
Krutzenbichler, H.S. & Essers, H. (1991) Muß denn Liebe Sünde sein? Bad Berleburg/Göttingen: Kore, 71-98
22.1.2002
Vorbesprechung: Di 8.1.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Laplanche Übertragung und ihre Provokation durch den Analytiker
In: J.L. Die unvollendete kopernikanische Revolution in der Psychoanlyse. Frankfurt: Fischer 1996, 177-201
Laplanche Masochismus und allgemeine Verführungstheorie
In: J.L. Die unvollendete kopernikanische Revolution in der Psychoanlyse. Frankfurt: Fischer 1996, 202-221
Ponatlis Ausgehend von der Gegenübertragung
In: Pontalis, J.-P. (1998): Zwischen Traum und Schmerz. Frankfurt: Fischer, 184-206
Natterson, J. M. (1991): Beyond countertransference. Northvale, NJ: Aronson
Stolorow, R.D. & Atwood, G.E. (1992): Contexts of being. Hillsdale, NJ: Analytic Press
29.1.2002
Vorbesprechung: Di 22.1.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Lacan Seminar 11, Kap. I, II, III; X, XII, XIV, XV; XVII, XVIII, XIX, XX
Freud,S. (1910): Über „wilde“ Psychoanalyse (GW VIII, 118-125)
Freud, S. (1914): Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten (GW X, 125-136)
Krutzenbichler, H.S. & Essers, H. (1991) Muß denn Liebe Sünde sein? Bad Berleburg/Göttingen: Kore, 121-150
Safouan, Kapitel V
19.2.2002
Vorbesprechung: Di 29.1.: im Raum JK 25/218, im Anschluß an die Veranstaltung
Pohlen, M. & Bautz-Holzherr, M. (1991) Eine andere Aufklärung. Das Freudsche Subjekt in der Analyse. Frankfurt: Suhrkamp, Teil III, 240-403
Derrida, J. (1992): Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse! Frankfurt: Suhrkamp,
darin: Gerecht sein gegenüber Freud, 89-127:
(zu Foucault)
darin: 3. Das andere Geheimnis der PA:
der mystische Grund der Autorität
und: Widerstände (gegen die Psychoanalyse/
gegen die Übertragung), 128-178